ADHS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. Kurz gesagt, ist ADHS eine Störung der Informationsverarbeitung (“Exekutivfunktionen”) im Gehirn, und zwar vor allem im Frontalhirn. Dopamin ist der wichtigste Botenstoff, durch den die Informationsverarbeitung im Frontalhirn gesteuert wird. Bei ADHS liegt ein Mangel an Dopamin vor, so dass es zu Problemen bei der Informationsverarbeitung kommt. Dies zeigt sich an drei wesentlichen Kernsymptomen: Konzentrationsstörung, Impulsivität und (aber nicht zwingend) Hyperaktivität. Handelt und es sich überwiegend um den verträumten Typ, also ohne Symptome von Hyperaktivität, wird es ADS genannt: Aufmerksamkeitsdefizitstörung.
Ein paar kurze Fakten zu AD(H)S:
Lange galt in der Wissenschaft die Annahme, ADHS trete nur im Kindesalter auf und klinge während der Pubertät von allein wieder ab. Heute ist klar: Mehr als die Hälfte der betroffenen Kinder nehmen die Erkrankung ins Erwachsenenalter mit. Bleibt die Störung unerkannt, kann sie zu Problemen bei der Arbeit oder im Familienleben führen.
Was ist ADHS?
Wie entsteht ADHS?
Genetische Faktoren spielen hier eine große Rolle: ADHS tritt familiär gehäuft auf. Man geht davon aus, dass die Erblichkeit von ADHS bei circa 70 Prozent liegt. Die Ursachen von ADHS sind bisher noch nicht 100%ig erforscht. Neben der erblichen Veranlagung wird in der Wissenschaft auch von umweltbedingten Einflüssen ausgegangen. Hierzu zählen etwa Schädigungen des Zentralnervensystems in der Schwangerschaft, oder während oder kurz nach der Geburt (Alkoholkonsum oder Rauchen, Geburtskomplikationen, geringes Geburtsgewicht…all das muss nicht zu ADHS führen, gilt aber als Risikofaktor).
Kann man als Erwachsener noch ADHS bekommen?
Mittlerweile ist sich die Forschung einig: Wenn ADHS bei Erwachsenen diagnostiziert wird, haben die Betroffenen die Symptome schon ihr Leben lang.
Meist werden die Symptome zwar mit zunehmendem Alter schwächer, es gibt aber auch Erwachsene, die haben die Krankheit in ihrer Kindheit gar nicht bemerkt oder man dachte halt, “Max ist halt verträumt / Katja ist halt ein wildes Kind”. Erst mit den steigenden Anforderungen des Erwachsenenlebens – etwa dem Start ins Berufsleben oder der Geburt eines Kindes – macht sie ihnen zu schaffen. Oft wird ADHS um das zehnte, elfte Lebensjahr diagnostiziert, wenn der Wechsel auf die weiterführende Schule ansteht. Die Anforderungen an die Kinder steigen und um sie zu bewältigen, brauchen sie jene kognitiven Kompetenzen umso mehr, die bei ADHS eingeschränkt sind. Betroffene Kinder sind schneller überfordert als Klassenkameraden, schweifen ab, arbeiten noch langsamer oder bekommen emotionale Ausbrüche. Dies liegt oft daran, dass sie nämlich selbst merken, dass sie “anders” sind, denn sie sind ja nicht dumm und bemerken den Unterschied zu ihren Gleichaltrigen.
Die zweite Phase, in der ADHS häufig entdeckt wird, liegt im Alter zwischen Ende 20 und Anfang 30, also in einer Zeit, in der oftmals große Veränderungen stattfinden: der Übergang von der Ausbildung zu Beruf, die Geburt eines Kindes, Umzüge, ein Eigenheim. All das verlangt Planung, Weitsicht und Struktur. Mit diesen Fähigkeiten haben ADHS-Betroffenen ihre Probleme und so wird die Erkrankung in dieser Zeit des Lebens eher deutlich. Oft wird ein ADHS auch erst diagnostiziert, wenn das eigene Kind eine ADHS-Diagnose bekommen hat. Dann werden plötzlich Parallelen festgestellt oder der Therapeut des Kindes weist die Eltern gar daraufhin, dass sie selbst betroffen sein könnten.
Welche Symptome treten bei Erwachsenen mit ADHS auf?
Die Hauptsymptome sind wie auch bei Kindern Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulsivität. Die Ausprägung ist jedoch unterschiedlich. Erwachsene können ihre Hyperaktivität zum Beispiel besser kontrollieren.
Aufmerksamkeit:
- verminderte Konzentrationsfähigkeit,
- Vergessen von Terminen,
- Zeiten falsch einschätzen,
- starke Ablenkbarkeit,
- Gedankliches Abschweifen in Gesprächen
- Probleme, Aufgaben zu Ende zu bringen und Abgabetermine einzuhalten
- alles notieren müssen,
- Gegenstände verlegen oder verlieren,
- Planlosigkeit usw.
Impulsivität:
- Handeln und Entscheiden, ohne lange nachzudenken,
- Gespräche anderer unterbrechen oder Sätze anderer zu Ende sagen,
- schnell laut werden,
- verlieren oft die Nerven oder sagen Sachen, die nicht so gemeint sind,
- unüberlegte Spontaneinkäufe,
- Gefühl von innerer Unruhe oder sich getrieben fühlen,
- kommen am Abend nicht zur Ruhe und können einfach nicht abschalten,
- Stimmungsschwankungen, schnelle Wutausbrüche,
- geringe Stresstoleranz usw.
Hyperaktivität:
- Probleme mit Entspannungsübungen oder Yoga, dafür Entspannung Durch Sport oder Rennen,
- Zappeligkeit (Wippen mit Füßen, Trommeln mit Fingern),
- Nervosität, Drang, öfters aufzustehen oder herumzulaufen,
- nicht warten können (an der Kasse, an der Ampel etc.) usw.
Weitere mögliche Problembereiche:
AD(H)S kommt oft einher mit der einen oder anderen “Baustelle”, wie
- Lernproblemen (trotz guter Intelligenz),
- auditive Wahrnehmungsstörungen,
- Hochsensibilität,
- Ängste,
- Zwangsstörungen,
- Depressionen,
- Tic-Störungen,
- Suchtprobleme (Nikotin, Alkohol, Drogen, Medikamente, Spielsucht etc.),
- Essstörungen,
- Schlafstörungen,
- häufige Unfälle oder Bußgeldbescheide,
- Probleme in Partnerschaft /Ehe, Kindererziehung, Sexualität, Freundschaften, Schule / Ausbildung, beruflicher Erfolg…
Wann sollte man mit ADHS Hilfe suchen – und wo?
Man sollte eigentlich immer eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, wenn der Verdacht aufkommt, dass es ADHS sein könnte und wenn ein Leidensdruck besteht. Die offizielle Behandlungsleitlinie empfiehlt, zu einem Facharzt oder einer Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie, psychosomatische Medizin oder einem ärztlichen oder Psychologischen Psychotherapeuten zu gehen. Dort kann eine fundierte Diagnose erstellt werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Zu den Bausteinen der ADHS- Behandlung bei Erwachsenen zählen
- Psychotherapie
- Medikamentöse Therapie (Pharmakotherapie)
- Selbsthilfegruppen
- Coaching / Beratung
- Pharmakotherapie
Oftmals wird nach der Diagnosenstellung eine verhaltenstherapeutische Psychotherapie empfohlen.Wenn ein solches Trainingsprogramm allein keinen ausreichenden Erfolg zeigt, kann ADHS zusätzlich mit Medikamenten behandelt werden. Hierbei stellen Amphetamine und Methylphenidat die erste Wahl bei ADHS im Erwachsenenalter dar, dieses ist vielen noch unter dem Produktnamen „Ritalin“ bekannt. Mittlerweile gibt es noch diverse andere. 60 bis 70 Prozent der Betroffenen sprechen gut auf die Medikamente an.
Die Einnahme eines Medikamentes kann für viele ADHSler eine Starthilfe sein, um dann mittels Coaching/ Beratung oder Verhaltenstherapie zu erlernen, wie man mit ADHS sich selbst und den Alltag strukturiert. Ziel sollte es immer sein, langfristig mit möglichst wenig Medikamenten auszukommen.
Im Gegensatz zur Psychotherapie, werden bei Beratung /Coaching Störungen mit Krankheitswert behandelt, auch wenn die eingesetzten Techniken und Strategien Durchaus ähnlich sind. Daher richtet sich Coaching vorrangig an Personen, die ihre Probleme prinzipiell auch allein lösen könnten, dieses aber mit professioneller Hilfe schneller oder effektiver tun möchten.
Ziel des Coachings /Beratung:
Unterstützung bei der Strukturierung des Alltags und der Erreichung von Zielen im privaten und /oder beruflichen Bereich. Dazu werden vorhandene Ressourcen genutzt und neue Ressourcen vermittelt. Es geht vor allem um die Hilfe zur Selbsthilfe. Der Coach /Berater begleitet somit den Klienten so lange auf seiner Reise, bis dieser seine Ziele selbständig erreichen kann und der Berater/ Coach entbehrlich wird.